streetphotography

Pictures from the streets – Strassenfotografie Berlin.

Illusion und Realität großer englischer Städte – Brighton, Palace Pier

“Civilised life, you know, is based on a huge number of illusion in which we all collaborate willingly. The trouble is we forget after a while that they are illusions and we are deeply shocked when reality is torn down around us.”  J.G. Ballard Also nach fast 30 Jahren wieder einmal in Brighton, hier vermischen sich verschiedenste Illusionen. Zu einem die Erinnerung aus der Vergangenheit als ein buntes in Neonlicht getauchtes und sehr lautes Seebad, […]

Auszeit der Frühschicht – Marktarbeiter im Viadukt Borough Market

Wie sehr sich dann doch die Fotografien eines Angestellten einer Nachtschicht und der hier kurz genomme Auszeit eines Marktarbeiters in der Frühschicht am Borough Market gleichen. Auch hier sieht der Angestellte nicht übermäßig erschöpft aus, vieleher lehnt er recht entspannt und in gehockter Haltung an dem Vidakutpfeiler, das den Markt überspannt. Es sieht so aus als fixiere er ein Punkt weit ausserhalb des Sichtfeldes, dabei strahlt er eine gewisse innere Ruhe aus. Bestimmt wird die […]

Mauerkinder – Beobachtung aus dem British Museum

“A museum is a place where one should lose one’s head.” – Renzo Piano Nein, diese zwei “Mauerkinder” sitzen eben nicht auf der Gehsteig einer beliebigen Straße, sondern auf dem Boden im überdachten Innenhof des British Museums in London. Die Unterschiede zwischen der Museumskultur in Berlin und London könnte im Vergleich nicht gravierender sein. Die Berliner Museen mit ihren bedeutenden Sammlungen nehmen zumeist horrende Eintrittsgelder, dafür darf man in stiller Ehrfurcht die Ausstellungstücke genießen. Die […]

ōtsugomori | Am letzten Tag des Jahres 2018

[LEICA M6 TTL, Carl Zeiss Planar 50mm f/2.0, Kodak Professional TriX 400] いざや寝ん 元日は又 翌の事 izaya nen / ganjitsu wa mata / asu no koto Kigo: jyoya (除夜) = Silvester, Winter Ich bin jetzt doch etwas irritiert, eigentlich dachte ich dieser Haiku sei von Issa (Was, ich geh´ zu Bett / Schließlich fängt das neue Jahr / doch erst morgen an! – Kobayashi Issa (1763-1826) aus (Japanische Jahreszeiten. Tanka und Haiku aus dreizehn Jahrhunderten, Gerolf […]

brexit ≠ enjoy the best of british | Stoney St, London SE1

Latent prophetisch kommt die Fotographie ja doch daher, aber irgendwie bleibt einem beim Entziffern des Bildkontextes das aufkommende Grinsen im Halse stecken. Ein Bauarbeiter sitzt am Bordstein sein Bauhelm liegt vor ihm umgekehrt auf der Straße –  der Kopf ist zum Boden geneigt. Macht er jetzt Pause, oder will etwa er wie ein Obdachloser nur um paar Münzen bitten. Da ist noch links hinter ihm ein Auftsteller, dort verheisst es vollmundig “genieße das Beste aus […]

Hey hombre! Ein unfreiwillig “cooler” Beobachter am Strassenrand

“What fun is it being cool if you can’t wear a sombrero?” – Calvin & Hobbes, Bill Watterson Ja, ich bin mir unausgesprochen sicher, dass dieser “ultra-coole” hombre, der die Passantin so offensichtlich wie eingehend beäugt bzw. fixiert, keine Idee hatte geschweige denn eine leise Ahnung hatte wo er in diesem Moment sich anlehnte. Die Schaufensterwerbung von “pret a manger” für einen neuen mexikanisch angehauchten Snack, mit dem stilisierten Sombrero auf dem Plakat, hängte genau […]

Pasteups “the wrinkles of the city”, Berlin Streetart by JR

“Absence is a house so vast that inside you will pass through its walls and hang pictures on the air.” Pablo Neruda Im Sommer 2013 hatte der Streetartkünstler JR über die Berliner Innenstadt gigantische Pasteups mit Gesichtern verteilt. Diese Aktion wurde von ihm als “the wrikles of the city” bezeichnet. Die Idee war es fotografische Portraits von Berlinern, die den Wandel und Umbruch in der Stadt miterlebt haben, zu vergrössern und in Form von Pasteups […]

Frühsport – Scuola Grande della Misericordia

Warm-Up zum Frühsport hinter der Scuola Grande della Misericordia in Cannaergio. Was im ersten Moment irritiert ist die starke geometrische horizontale Ausrichtung / Schichtung der einzelnen Bildkomponenten, was durch die unerwartete Köperlage des Sportler beim Frühsport noch verstärkt wird. Diese vorherschende Gliederung wird nochmal durch die absolute Flächigkeit der Fotografie, dem fehlen der Raumtiefe und der eingeschänkten Perspektive unterstrichen. Nicht nur die Komposition ist interessant auch die Backsteinwand des Bildhintergrundes, hierbei handelt es sich um […]

Stillstand – More London Riversside

“Panta rhei kai ouden menei.” –  Herákleitos ho Ephésios Alles andere als in Bewegung: einsam verharrt dieser ältere Mann ohne ersichtlichen Grund, mitten auf der Trottoir umströmt von eilenden Büroangestellten, er bleibt regungslos für Minuten wie angewurzelt stehen, er fixiert einen imaginären Punkt auf dem Boden, keine suchende Bewegung des Kopfes – ein völliger Stillstand. Die eigentümliche Monotonie der Szene, verstärkt durch die bildbestimmenden lineare Struktur sowie  das Fehlen der perspektivischen Fluchtpunkte, erhöhen kompositorisch diesen völligen “fotografischen” […]

Feierabend in der Brick Lane – Sunday Upmarket

Das glücklichste Los ist die Entbindung vom Tun und Lassen – Arthur Schopenhauer Endlich Feierabend – mögen sich die beiden hier gedacht haben. Die Besitzer eines sehr interessanten Foodtrucks (pastry and coffee) in der Brick Lane, ungefähr auf Höhe Spitalfield Makret (The Old Truman Brewery), sind offensichtlich derart erfolgreich, daß sie gutgelaunt am Sonntag Mittag um 13 Uhr (sunday upmarket) schon den Feierabend ausrufen konnten. Mir fehlt gerade etwas die Zeit, beruflich als Architekt und […]

Skalitzer Strasse – (k)eine Spielwiese für Kinder

Wieder mal ein offenkundiges Beispiel, wie wenig (öffentlichen) Raum wir den Kindern und Jugendlichen in den Städten zustehen, oder zu deren Nutzen gestalten und vorhalten. Diese nehmen aus reinem Platzmagel und purer Not dann halt den gesamten Strassenraum, hier entlang der Skalitzer Strasse entlang der Hochbahn, als Spielwiese in ihren Besitz. “Ein Gemeindeplatz nach dem andern wird weggenommen und bebaut, wodurch allerdings die Kultur gehoben, aber dem Proletariat viel Schaden getan wird. … , die […]

Feldforschung Skalitzer Strasse, Kreuzberg

“(…) avant d’observer, il faut se faire des règles pour ses observations.”  – Rosseau, La preuve par l’Emile Nein, das ist keine Kreuzberger Wohnungslose, die in Türeingängen nächtigen bzw. campieren muss. Dabei hatte ich hatte mich schon gewundert warum in der Skalitzer Strasse so viele junge Menschen  in allen erdenklichen Nischen und Türen saßen und eifrig Notizen anfertigten. Aber Sie hier, kurz vor der Oranienstrasse, hat es sich in dem nicht sehr sauberen Eingang wirklich […]

Italo Calvino – Valdrana, Die Städte und die Augen

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Italo Calvino, Valdrana, Die Städte und die Augen: “Die Alten bauten Valdrada an die Ufer eines Sees, mit Häusern, ganz Veranda, eins über dem andern, und Hochstrassen, deren Balustraden auf das Wasser gehen. So sieht der Reisende, wenn er ankommt, zwei Städte: eine aufrechte über dem See und eine reflektierte umgekehrte. Kein Ding ist oder geschieht in dem einen Valdrada, das sich nicht im andern wiederholte, denn die Stadt wurde so angelegt, dass sich jeder ihrer […]

Zaungast der Tour de France am Victoria Embankment Gardens

“More and more individuals, owing to their bloodless indolence, will aspire to be nothing at all – in order to become the public: that abstract whole formed in the most ludicrous way, by all participants becoming a third party (an onlooker).”  – Søren Kierkegaard Der sehr angestregt ausehende Zaungast wollte, neben zigtausend anderen begeisterten Zuschauern, nicht den Zaun des Parkes erstürmen, an dem er sich so vehement festhält. Auch wollten sie nicht den Park requirieren, vieleher […]

Stadtraum als Bühne, Abbild der Stadt und Bewohner

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“Die Stadt ist, von zwei Menschenkategorien bevölkert, von Geschäftemachern und ihren Opfern, dem Lernenden und Studierenden nur auf die schmerzhafte, eine jede Natur störende, mit der Zeit verstörende und zerstörende, sehr oft nur auf die heimtückisch tödliche Weise bewohnbar.” – Thomas Bernhard, Ursache Als Architekt sieht man den Stadtraum, dessen Bewohner und deren Gebäude mit zumeist anderen Augen, denen eines Wissenschaftlers oder mal als pragmatischer Techniker, aber auch der Künstler im Architekten wird immer wieder […]

Das Ende eines Tages – Frühlingsregen, Hay´s Galleria

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“And in this moment, like a swift intake of breath, the rain came.” – Truman Capote, Other Voices, Other Rooms Eine seltsam bedrückende und beklemmende Fotografie. Der ältere Büroangestellte sucht vor dem fallenden Frühlingsregen Schutz in einer der Arkadenbögen in der Hay´s Galleria, London Bridge City und wartet auf das Ende des Frühlingsregen. Seltsam deplaziert und verlassen wirkt er dort – mit gesenktem Kopf beobachtet er das negennasse blaugraue Pflaster zu seinen Füssen. “Wenn man […]

Markt und Märkte – Ende eines Handelstages im Borough Market | London

“This is the land, where nothing changes, the land of red buses and blue blooded babies. This is the place, where pensioners are raped, and the hearts are being cut, from the welfare state. Let the poor drink the milk, while the rich eat the honey. Let the bums count their blessings, while they count the money.” – the the (Matt Johnson), heartland So leer wie auf dieser Fotografie werden die meisten Besucher den Borough […]

Strassenkind Kreuzberg | plakatives Paste-Up

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“Bleak, dark, and piercing cold, it was a night for the well-housed and fed to draw round the bright fire, and thank God they were at home; and for the homeless starving wretch to lay him down and die. Many hunger-worn outcasts close their eyes in our bare streets at such times, who, let their crimes have been what they may, can hardly open them in a more bitter world.” Charles Dickens, Oliver Twist Die […]

In weiter Ferne, so nah! Engel Cassiel – Ostern 2014

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„Ihr. Ihr, die wir lieben, ihr seht uns nicht. Ihr hört uns nicht. Ihr wähnt uns in weiter Ferne, doch sind wir so nah. Wir sind Boten, die Nähe zu tragen zu denen in der Ferne. Wir sind Boten, das Licht zu tragen zu denen im Dunkeln. Wir sind Boten, das Wort zu tragen zu denen, die fragen. Wir sind nicht Licht. Wir sind nicht Botschaft. Wir sind die Boten. Wir sind nichts! Ihr seid […]