Alltag in ... (Berlin)  | Kein schöner Land, architektonische Realität in suburbanisierten Räumen - © bildraum-f | fotografieAlltag in … [+52° 23′ 49.24″, +13° 32′ 27.55″, Geschäftshaus – Auflösung siehe weiter unten]

Städte, Dörfer und Landschaften werden vor allem von Gebäuden geprägt, die gerade nicht in Architekturzeitschriften ver- öffentlicht und ausgiebig dort auch diskutiert werden. Diese Bauten folgen zumeist den Diktat der Investitionen, schmücken sich mit architektonischen Versatzstücken aller Stile und Epochen als künstlerisches Blendwerk und bleiben dabei immer selbstreferentiell. Gerade aber dadurch, dass sich diese Gebäude außerhalb des architektonischen Augenmerk befinden und sich der Kritik entziehen, entsteht auf dem Papier der Massenmedien ausschließlich ein geschöntes Bild der architektonischen und künstlerisch überhöhten Wirklichkeit. Ein flüchtiger Blick auf die im Handel zu beziehenden üblichen Hochglanz-Fachzeitschriften wird dies nur untermauern. Um das wieder etwas geradezurücken, wird hier mal gezeigt, wie der Alltag nun wirklich aussieht. (Der Text ist in Anlehnung an die gleichnamige Rubrik in der deutschen bauzeitung entstanden, die Rubrik ist leider irgendwann dem redaktionellen Rotstift zum Opfer gefallen.) Das Geschäftshaus befindet sich im südlichen Berlin in Richtung Schönefeld und zwar “Am Seegraben”, zugegebenerweise muss man aber auch sagen, dass dieses nichtssagende Gebäude überall hätte stehen können. Ich rate jedem einmal als kleine Fingerübung, bewusst in der näheren Umgebung direkt nach solchen architektonischen “Verfehlungen” zu suchen, diese zu dokumentieren und sich daraus ein Liste der ärgsten Gebäude zu erstellen. Zumindest bei meinen studentischen Kursteilnehmern führte diese kleine Lektion in architektonischer Realität regelmäßig zu grossen Überraschungen und zwar erstens wie schnell sich so eine Liste füllen kann und zweitens was uns heutzutage alles so als “künstlerisch wertvolle” Architektur verkauft werden soll.

[Hasselblad 500cm, Planar c t* 80mm f/2.8, Kodak Pro­fes­sio­nal Porta 800]