Grossplastik von Henry Moore mit dem Namen "Der Bogenschuetze" auf dem Sockelplateau der Neuen Nationalgalerie am Kulturforum, Kemperplatz Berlin - © bildraum-f | fotografie

“Heute erleben wir eine solche zeit, in der interpretatorische unternehmungen größtenteils reaktionär, stickig sind. Wie die abgase der autos und der schwerindustrie, die die luft der städte verunreinigen, vergiftet heute der strom der kunstinterpretationen unser empfindungsvermögen. In einer kultur, deren bereits klassisches dilemma die hypertrophie des intellekts auf kosten der energie und der sensuellen begabung ist, ist interpretation die rache des intellekts an der kunst. Mehr noch. Sie ist die rache des intellekts an der welt. ” [Susan Sontag]

Sonntag  richtet  sich in diesem zitat vor allem gegen einer art der verbale verneblung, genauer gesagt gegen eine exessive intellektuelle tiefschürferei in der interpretation – und zwingt uns im gleichen absatz zu einer gedanklichen und sprachlichen vorsicht gegenüber der kunst und dem schaffenden. Daraus resultiert die forderung  nach einen aktiven intelektuellen diskurs (in wort und bild) mit dem künstler um ggf. seine visuellen forumlierungen zu konkretisieren und ergänzen und dadurch bestenfalls die wahrnehmungsbereitschaft des betrachters zu stimulieren und mögliche mißverständnisse vorzubeugen. “Interpretieren heißt die welt arm und leer machen – um eine schattenwelt der “bedeutungen” zu errichten. … Die welt, unsere welt, ist leer und verarmt genug. Weg mit all ihren duplikaten, bis wir wieder unmittelbar erfassen, was wir haben.” [Sonntag]

[Grossplastik von Henry Moore mit dem Namen “Der Bogenschütze” (1964)  auf dem Sockelplateau der Neuen Nationalgalerie am Kulturforum, Kemperplatz Berlin, Hasselblad 500 c/m, Zeiss T* Planar 80mm f/2.8, Kodak Porta 160 VC]